MCP: Wie Ihre KI endlich mit Ihrem CMS reden kann

29.10.2025

TL;DR: MCP ist der Game-Changer für KI im Content Management. Statt monatelanger Entwicklung und sechsstelliger Budgets verbinden Sie Ihre KI in Stunden mit allen wichtigen Datenquellen. Das Protokoll macht aus isolierten KI-Tools intelligente Assistenten, die Ihren gesamten Content-Workflow verstehen und automatisieren. OpenAI, Anthropic und Google sind bereits an Bord – wer jetzt nicht aufspringt, verpasst den Zug.

Die Ausgangslage: Warum KI-Integration bisher so kompliziert war

Die Integration künstlicher Intelligenz in Content-Management-Systeme verspricht seit Jahren eine Revolution. Doch zwischen Versprechen und Realität klaffte lange eine technische Lücke: Wie können KI-Modelle sicher, effizient und standardisiert auf die Daten und Tools zugreifen, die sie für intelligente Content-Entscheidungen benötigen? Das Model Context Protocol stößt die Tür zu diesem Szenario zumindest mal weit auf und verspricht so einiges.

Was ist das Model Context Protocol?

Das Model Context Protocol (MCP) ist ein von Anthropic im November 2024 eingeführter offener Standard, der eine universelle Schnittstelle zwischen Large Language Models (LLMs) und externen Datenquellen, Tools und Systemen schafft. Vereinfacht gesagt: MCP ist für KI-Systeme das, was USB-C für Hardware ist – eine standardisierte Verbindung, die Komplexität eliminiert und Interoperabilität ermöglicht.

Das N×M-Problem und seine Lösung

Vor MCP stand die Branche vor dem sogenannten "N×M-Problem": Jede KI-Anwendung (N) benötigte eigene, maßgeschneiderte Integrationen für jede Datenquelle oder jedes Tool (M). Das Ergebnis war ein Wirrwarr aus Einzellösungen, inkonsistenten Implementierungen und erheblichem Entwicklungsaufwand. Mit MCP wird dieses Problem auf ein "N+M-Problem" reduziert – einmal implementiert, funktioniert die Integration universell.

Die technische Architektur im Detail

MCP basiert auf drei zentralen Komponenten:

MCP-Hosts fungieren als Container und Koordinatoren. Sie verwalten die gesamte Umgebung und orchestrieren die Kommunikation zwischen Clients und Servern. Ein Host kann mehrere Server verwalten, und ein Client gleichzeitig mit mehreren Servern kommunizieren.

MCP Clients sind die Komponenten innerhalb eines Hosts, die den direkten Austausch zwischen dem Sprachmodell und einem oder mehreren MCP-Servern steuern. Ein Client verwaltet Sitzungen, verarbeitet Benutzeranfragen, wandelt sie in das standardisierte MCP-Format um und übernimmt Aufgaben wie Fehlerbehandlung, Timeouts und Wiederverbindungen.

MCP Server stellen die eigentliche Funktionalität bereit. Sie exponieren Daten und Fähigkeiten über drei Primitive:

  • Resources: Strukturierte Daten oder Inhalte, die zusätzlichen Kontext liefern (Dateien, Datenbankeinträge, API-Antworten)

  • Prompts: Vordefinierte Templates oder Anweisungen, die Interaktionen mit Sprachmodellen leiten

  • Tools: Ausführbare Funktionen, die es Modellen ermöglichen, Aktionen durchzuführen oder Informationen abzurufen

Das Protokoll unterstützt verschiedene Transportmechanismen – stdio, WebSockets, HTTP Server-Sent Events (SSE) und UNIX-Sockets –, was maximale Flexibilität bei der Implementierung garantiert.

Wie MCP in modernen CMS funktioniert

Die Integration von MCP in ein Content-Management-System eröffnet zwei grundlegend verschiedene, aber gleichermaßen transformative Arbeitsweisen.

Workflow 1: Content-Veredelung durch intelligente Metadaten-Anreicherung

Die wahre Stärke von MCP zeigt sich in der alltäglichen Content-Arbeit, besonders bei zeitaufwendigen Aufgaben wie der Metadaten-Pflege und SEO-Optimierung.

Das traditionelle Szenario – der tägliche Wahnsinn

Ein Content-Editor hat gerade einen 2.500-Wörter-Artikel über nachhaltige Lieferketten in der Textilindustrie fertiggestellt. Nun beginnt die mühsame Nacharbeit: Er muss aussagekräftige Meta-Title und Meta-Description formulieren, Alt-Texte für alle Bilder schreiben, Open Graph Tags für Social Media optimieren, strukturierte Daten (http://Schema.org ) hinzufügen und interne Verlinkungen identifizieren.

Selbst erfahrene Redakteure investieren hier 20-30 Minuten pro Artikel – Zeit, die vom eigentlichen Schreiben abgeht. Und seien wir ehrlich: Nach dem dritten Artikel macht's keiner mehr wirklich gründlich.

Der MCP-gestützte Workflow – so läuft's wirklich ab

m MCP-fähigen CMS klickt der Editor auf eine Schaltfläche "Content veredeln". Was jetzt geschieht, läuft größtenteils im Hintergrund.

Das CMS (MCP Client) sendet den Artikel-Content an einen spezialisierten Content-Veredelung MCP Server, der mehrere Tools bereitstellt:

Tool: SEO-Optimizer – Analysiert den Artikel und generiert optimierte Metadaten: Meta-Title (57 Zeichen, SERP-optimiert), Meta-Description (156 Zeichen mit Klickrate-Prognose), Focus-Keywords mit Suchvolumen und semantisch verwandte LSI-Keywords.

Tool: Image-Analyzer – Verarbeitet alle Bilder im Artikel: Generiert kontextuelle Alt-Texte, schlägt Bildunterschriften vor, identifiziert technische Optimierungspotenziale (Dateigröße, Format, Kompression).

Tool: Content-Linker – Durchsucht die Content-Datenbank: Identifiziert thematisch passende interne Verlinkungen mit Traffic-Prognosen, ordnet den Artikel in Content-Cluster ein, erkennt Aktualisierungsbedarf bei verwandten Artikeln.

So sieht's im CMS aus

Je nachdem, wie die in den jeweiligen CMS umgesetzt im Detail ist, kann man sich folgendes durchaus als Workflow und Repräsentation der einzelnen Schritte im UI vorstellen (einige Integrationen von z.B. SEO Tools sind bereits so vorgesehen und sehen tatsächlich so aus, andere Hersteller fahren eher Chatbot-ähnliche Ansätze): Alle Vorschläge erscheinen in einer übersichtlichen Seitenleiste, kategorisiert und mit Begründungen versehen:

  • Metadaten (grün markiert: "96/100 SEO-Score")

  • Meta-Title mit Zeichen-Counter und SERP-Preview

  • Keyword-Vorschläge mit Suchvolumen und Wettbewerbs-Score

Bilder-Optimierung (orange: "3 von 7 Bildern benötigen Attention")

  • Alt-Text-Vorschläge mit Ein-Klick-Übernahme

  • Technische Optimierungen (Kompression, Format)

  • Barrierefreiheits-Score pro Bild

Content-Vernetzung (blau: "5 sinnvolle interne Links identifiziert")

  • Vorgeschlagene Verlinkungen mit Anker-Text-Optionen

  • Traffic-Prognose für jede Verlinkung

  • Cluster-Zuordnung mit Visualisierung

Der Mensch bleibt Chef im Ring

Hier kommt der Human-in-the-Loop Ansatz ins Spiel. Auch wenn das Interesse an KI groß ist, will niemand eine Blackbox. Der Mensch hat die Kontrolle darüber, was am Ende publiziert wird.

Der Editor prüft jeden Vorschlag:

  • Der Meta-Title ist prägnant, aber "7 Strategien" klingt zu Listen-artig für den wissenschaftlichen Ton des Artikels – Anpassung auf "Strategien und Maßnahmen"

  • Alt-Text für Bild 2 ist zu technisch – vereinfachen für breiteres Publikum und deskriptiv

  • Interne Verlinkung auf "ISO 20400" passt perfekt – übernehmen

  • Social Media Description für LinkedIn sollte B2B-fokussierter sein – manuell anpassen

Mit wenigen Klicks und gezielten Anpassungen ist die Metadaten-Veredelung in wenigen Minuten abgeschlossen.

Was noch alles geht

  • Mehrsprachigkeit: MCP-Server mit Übersetzungs-APIs generiert lokalisierte Metadaten inklusive kulturell angepasster Keywords
  • Compliance-Prüfung: Server prüft Artikel gegen DSGVO-Richtlinien, Werberecht oder branchenspezifische Regulierungen
  • Accessibility-Audit: Automatische Prüfung von Kontrasten, Einsatz von korrektem HTML, Überschriften-Hierarchie
  • A/B-Test-Generierung: Automatische Erstellung von Meta-Description-Varianten für Conversion-Optimierung
  • Performance-Monitoring: Integration mit Core Web Vitals für technische Optimierungsvorschläge

Workflow 2: Content-Erstellung von außen nach innen

Noch radikaler ist die umgekehrte Richtung: Content-Erstellung außerhalb des CMS. Klingt verrückt? Ist es nicht.

Der Status Quo – das kennt jeder

Die Hauptarbeit passiert ohnehin außerhalb des CMS. Ideenfindung mit dem Team in Tool X, Content-Erstellung in Word oder Google Docs, Zwischenspeichern und Revision über SharePoint, bis es dann endlich an die Pflege im CMS geht. Umständlich? Ja. Normal? Leider auch ja.

Der MCP-Ansatz – Science Fiction wird Realität

Szenario: Ein Marketing-Manager tippt in Claude oder ChatGPT: "Erstelle eine Landing Page für unser neues Produktportfolio 'Sustainable Summer Collection' mit Fokus auf Gen-Z-Zielgruppe, integriere Produktdaten aus dem PIM-System und beachte unsere Brand Guidelines."

Mit MCP passiert etwas Erstaunliches: Das KI-Modell verbindet sich über MCP mit dem CMS und beginnt, die Seite direkt dort aufzubauen. Es kennt die Seitenstruktur, versteht die Content-Typen und deren Anforderungen und hat alles an der digitalen Hand, um die Landingpage nicht nur zu generieren, sondern auch direkt ins CMS einzusetzen.

Außerdem Möglich - über weitere MCP

  • Greift man auf das PIM-System zu

  • Holt aktuelle Produktdaten

  • Prüft die Brand Guidelines (wieder ein MCP Server mit Zugriff auf die Design-Dokumentation)

  • Komponiert die Seite – strukturiert, markenkonform und technisch korrekt

Der Content-Manager sieht die Seite in Echtzeit entstehen und kann jederzeit eingreifen. Erst nach menschlichem Review wird veröffentlicht.

Der aktuelle Stand: Wer ist schon dabei?

Die MCP-Adoption schreitet rasant voran. Nach der Einführung durch Anthropic folgte im März 2025 die offizielle Adoption durch OpenAI, das MCP in ChatGPT Desktop, die Agents SDK und die Responses API integrierte. Google DeepMind kündigte im April 2025 MCP-Support für kommende Gemini-Modelle an. Diese breite Unterstützung schafft Planungssicherheit.

Erste CMS-Anbieter haben MCP bereits implementiert oder arbeiten aktiv an der Integration. Die MCP Server werden von den Herstellern oder der Community zur Verfügung gestellt und müssen eigentlich in den meisten Fällen nur noch installiert und verbunden werden. Die verfügbaren Tools reichen von der Erstellung eines neuen Content-Objektes über die Publizierung bis hin zur Erstellung einer Lokalisierung.

Und falls Ihr CMS-Hersteller noch schläft? Einen MCP Server herzustellen, ist nicht besonders kompliziert – insbesondere wenn das CMS schon die benötigten APIs bereitstellt und diese gut dokumentiert sind.

Was das für die Zukunft bedeutet

In der heutigen Content-Landschaft stehen Unternehmen vor einem Berg aus technischen Anforderungen, Entwicklungskosten und monatelangen Projektzeiträumen. Eine einzelne KI-Funktionalität bringt noch nicht viel – es geht um komplette Prozesse.

MCP macht aus einer Mammutaufgabe einen Nachmittagsspaziergang. Na gut, Erfahrungen können abweichen. Aber die Richtung stimmt.

Mit MCP greifen mittelständische Unternehmen auf vorgefertigte MCP-Server zurück, die bereits die gängigsten Marketing-Technologien abdecken. Fehlt eine spezielle Funktion? Kein Drama – zusätzliche Tools lassen sich modular ergänzen wie Legosteine.

Content Management, das mitdenkt

KI-Modelle sind nicht länger isolierte Tools, die auf statische Prompts reagieren, sondern adaptive Assistenten mit Echtzeit-Zugriff auf relevanten Kontext.

Dynamische Content-Optimierung: Ein Artikel über Finanzprodukte passt sich kontinuierlich an – basierend auf aktuellen Marktdaten, Regulatory Changes oder Nutzerverhalten. MCP ermöglicht es dem CMS, diese Anpassungen automatisch vorzuschlagen.

Personalisierung auf neuer Ebene: Statt drei langweiliger Content-Varianten kann das System über MCP auf CRM-Daten, Verhaltensmuster und Präferenzen zugreifen und hochgradig personalisierte Inhalte generieren – datenschutzkonform, versteht sich.

Cross-System Content Intelligence: Eine E-Commerce-Plattform greift gleichzeitig auf Produktdatenbank, Lagerverwaltung, Kundenreviews, Social-Media-Sentiment und Wetterdaten zu. Regnet's morgen? Push die Regenjacken. Hitzewelle? Zeit für Sonnencreme-Content.

Das Dream-Team spezialisierter KI-Agenten

MCP ermöglicht die Koordination mehrerer spezialisierter KI-Agenten:

  • Ein SEO-Agent analysiert Keywords und optimiert Meta-Daten

  • Ein Tone-of-Voice-Agent prüft Markenkonsistenz und Sprachstil

  • Ein Compliance-Agent überprüft rechtliche Anforderungen

  • Ein Accessibility-Agent stellt Barrierefreiheit sicher

Diese Agenten teilen sich Tools und Ressourcen über MCP, arbeiten parallel und koordinieren ihre Outputs – alles orchestriert vom CMS. Keine Abstimmungsmeetings, keine Missverständnisse. Einfach Ergebnisse.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was kostet die MCP-Integration in mein bestehendes CMS?

Die gute Nachricht: MCP selbst ist ein offener Standard und kostenlos. Die Kosten entstehen durch die Implementierung. Wenn Ihr CMS bereits APIs hat, reden wir von wenigen Tagen Entwicklungsaufwand für einen einfachen MCP-Server. Vorgefertigte Server aus der Community sind oft sogar gratis. Hinzu kommen die Kosten für die Anwendung der KI Modelle und entsprechend der Token-Verbrauch.

Welche CMS unterstützen MCP bereits?

Stand Oktober 2025 haben erste Early Adopter wie Contentful, Strapi und Directus experimentelle MCP-Integrationen veröffentlicht. Die großen Enterprise-Player (Adobe Experience Manager, Sitecore) haben Support angekündigt, aber noch nichts Konkretes geliefert. WordPress hat bereits mehrere Community-Plugins. Tipp: Fragen Sie direkt bei Ihrem Anbieter nach – oft gibt's Beta-Programme.

Wie lange dauert die Implementierung wirklich?

Kommt darauf an. Ein vorgefertigter MCP-Server für Standardfunktionen? Ein Nachmittag. Eine maßgeschneiderte Lösung mit mehreren Datenquellen? 2–4 Wochen. Der Knackpunkt ist nicht die Technik, sondern die Prozessdefinition: Was soll automatisiert werden? Welche Daten dürfen die KI sehen? Wer gibt Content frei? Diese Fragen kosten mehr Zeit als die eigentliche Implementierung.

Ist MCP sicher genug für unsere Unternehmensdaten?

MCP selbst ist nur ein Protokoll – die Sicherheit hängt von Ihrer Implementierung ab. Die gute Nachricht: Sie behalten volle Kontrolle. MCP-Server laufen in Ihrer Infrastruktur, Sie definieren Zugriffsrechte und können sensible Daten ausklammern. Best Practice: Starten Sie mit unkritischen Daten (öffentlicher Content, Produktkataloge) und erweitern Sie schrittweise. Verschlüsselung und Authentifizierung sind Standard.

Brauche ich eigene KI-Entwickler für MCP?

Nein, aber ein bisschen technisches Verständnis hilft. Einen fertigen MCP-Server installieren kann jeder halbwegs versierte Admin. Für individuelle Anpassungen reicht ein normaler Backend-Entwickler mit API-Erfahrung. Die MCP-Dokumentation ist exzellent, die Community wächst rasant. Nur für wirklich komplexe Multi-Agent-Setups sollten Sie einen KI-Spezialisten hinzuziehen.

Was passiert, wenn OpenAI oder Anthropic MCP wieder fallen lassen?

Unwahrscheinlich, aber berechtigte Frage. MCP ist ein offener Standard – selbst wenn die großen Player abspringen, funktioniert Ihre Implementierung weiter. Die breite Adoption (OpenAI, Anthropic, bald Google) macht einen Rückzieher fast unmöglich. Worst Case: Sie haben eine standardisierte Integration, die sich leicht auf andere Protokolle portieren lässt. Das ist immer noch besser als proprietäre Einzellösungen.

Autor dieses Artikels

Foto Bastian Sirvend

Bastian Sirvend

Berater, CEO

Bastian Sirvend, Mitbegründer von SUTSCHE und erfahrener Consultant, deckt ein breites Spektrum an Fachgebieten ab. Sein Wissen erstreckt sich von generellem Business Consulting über die Auswahl von CMS und Dienstleistern bis hin zur Anwendung von KI für Textautomation. Zudem bringt er seine Kompetenzen in der Entwicklung von Content- und Rolloutstrategien sowie im Interimsmanagement ein.

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